chellers
© franziska & roland 2013-18

Herzlich Willkommen

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Cochabamba mit Spitznamen “El Ciudad Jardin"
22.11.2013, Freitag Nach   einer   guten   Nacht   durften   wir   mit   ein   paar   Mückenstichen   mehr aufstehen.    Obwohl    wir    den    Antibrumm-Spray    mehrmals    aufgetragen hatten.   Ebenso   hatten   wir   trotz   brütender   schwülen   Hitze   lange   Kleider angezogen. Die Biester stachen sogar dort hindurch… Heute   hatte   Priscilla   Geburtstag.   Miguel,   Dr.   Marilyn,   José,   Jorge   und Chris überraschten Priscilla mit einem Lied und Pflanzensträusschen. Nach   dem   Morgenessen   wurde   die   Schlafstätte   aufgeräumt   und   gewischt. Auf   einmal   war   die   Fotokamera   von   Priscilla   verschwunden.   Nach   dem Suchen     wurde     die     Kamera     in     einem     bereits     zusammengerollten, verpackten Zelt gefunden, naja. Die   Männer   gingen   auf   dem   gerodeten   Platz   und   abgebrochenen   Schopf weiterarbeiten.     Ach     ja,     am     Vorabend     wurde     hier     ein     ekliges Termitennest   verbrannt   und   ausgeräuchert.   Heute   wurde   ein   weiteres Nest   mit   4cm   langen   schwarzen   Wespen   vernichtet.   Jorge   wurde   von solch    einem    Viech    im    Gesicht    gestochen.    Nachdem    weitergewerkelt wurde,   warf   der   Anwohner   immer   wieder   Abfall   auf   den   aufgeräumten Platz.   So   hörten   die   Männer   auf.   Dabei   wäre   es   diesem   Anwohner   der Erweiterungsbau zu gut gekommen und es geschah auf dessen Wunsch. Inzwischen   nahm   Esther   den   unglaublich   dreckigen   Boden   bei   der   Klinik auf.    Nur    war    es    eine    Herausforderung    ohne    rechtem    Putzzeug.    Wir staunten    über    den    Tatendrang    von    Esther.    Auch    hatte    Esther    die Gestelle,   Tische   und   alle   Apparate   gesäubert,   um   die   mitgebrachten Medikamente zu versorgen. Nebenbei   wurde   fleissig   Blut   abgenommen   –   manchmal   unter   Tränen   und Geschrei.   Bis   Esther   mal   zeigte,   wie   eine   korrekte   (fast)   schmerzfreie Blutentnahme am Finger vonstatten gehen sollte. Ein   mitgebrachtes   Miskroskop   wurde   von   Esther   bis   ins   Detail   erklärt.   Es ist   eben   so,   dass   es   in   Bolivien   keine   Lehre   gibt   mit   Theorie/Schule   und Praxis/Einsatz im Geschäft. Die Ausbildung ist meistens nur theoretisch. Jedes   zweite   Blutbild   wies   Wurmeier   auf.   Dies   sah   man   teilweise   auch   an den    aufgeblähten    Bäuchen    an.    Manchmal    war    die    Ernährung    auch mangelhaft.   Tuberkulose   und   Läuse   waren   auch   zu   verzeichnen.   Ein   Bub klemmte   seine   Finger   bei   einer   herumstehenden   Betonmischen   ein.   Es sah   schlimm   aus,   aber   es   konnte   ihm,   Gott   sei   Dank,   geholfen   werden. Für   eine   kurze   Zeit   ist   ein   weiterer Arzt   für   ein   halbes   Jahr   freiwillig   vor Ort.   Hoffentlich   putzt   der   auch   mal   und   hält   die   Räume   sauber.   Esther hat das so schön sauber hingekriegt. Erneut   war   Priscilla   am   Kinderlieder   singen   und   biblische   Geschichten erzählen.   Kein   Wunder   versagte   bereits   vor   Ort   und   die   nächsten   Tagen die   Stimme   von   Priscilla!   Deswegen   übernahmen   Anna   und   Franziska   das Singen.   Obwohl   das   absolut   nicht   unsere   Stärke   war. Also   versuchten   wir es in Schweizerdeutsch, weil wir keine spanischen Kinderlieder wussten. Der   Hit   wurde   „I   han   froid,   bis   tüüf   i   mim   herz,   tüüf,   tüüf,   tüüf   i   mim herz.   I   han   froid,   bis   tüüf   i   mim   herz,   tüüf,   tüüf,   tüüf   i   mim   herz.   Jesus hets mer si geh und nimmer chamer si neh, neh, neh. uuuuhhh.“ sowie    „Min    Gott    isch    so    gross,    so    stark    und    mächtig,    gar    nüd    isch unmöglich für min Gott“. Zwischendurch   kamen   die   Anwohner   und   verkauften   Pfeil   und   Bogen   in   allen   Grössen.   Ebenfalls   aus   Baumrinden   gefertigte Taschen und Armbändeli oder Halsketten mit Wildscheinzähnen wurden verkauft. Anna   und   Franziska   waren   mit   Säckli   abfüllen   beschäftigt.   Ein   25kg      Milchpulversack   und   Sojasack   wurden   mitgenommen.   Nur   war interessant,   dass   trotz   diesem   Vorhaben   vom   Säcke   abfüllen   einfach   nicht   an   die   Säckchen   daran   gedacht   wurde…   Wie   gut   hatte Franziska   eine   Rolle   Budget-Znünisäckli   dabei…   Diese   Plastiksäckchen   haben   schon   verschiedene   Mal   auf   der   Reise   einen   guten Dienst geleistet. Es   wurden   dann   Lebensmittel   (Eier,   Gurken,   Tomaten,   Kartoffeln,   Zwiebel,   Rüebli)   verteilt.   Dazu   gab   es   je   ein   Plastiksäckli Milchpulver und Soja. Zum Mittagessen durften einen frisch gefangenen Fisch mit Reis essen. Das war sehr gut. Ein   Dorfbewohner   hatte   zwei   Wildsauen   gejagt.   Diesen   Wildsauen   wurde   das   Fell   abgezogen,   ausgenommen   und   entsprechend verarbeitet. Hier ein späterer Auszug von Priscilla‘s Rundbrief Nr. 34, Dezember 2013: Dann   ging   es   ans   Aufräumen.   Die   einen   gingen   dann   noch   zum   Fluss   ein   erfrischende   Bad   zu   nehmen.   Der   Fluss   ist   wie   schon geschrieben braun von dem aufgewühltem Dreck. Angeblich   sollte   es   keine   gefährlichen Tiere,   wie   Piranhas,   Krokodile   oder   Giftschlangen   dort   im   Wasser   geben.   Wir   sind   froh,   dass unser Weg sich nicht grossen Vogelspinnen, Giftfrösche oder Würge-Schlangen kreuzte. Die anhänglichen Moskitos reichten uns. Um   15h   hiess   es,   das   Boot   komme. Aber   wie   es   halt   so   ist,   warten   ist   angesagt.   So   konnten   wir   gemächlich   zum   Boots-Anlagesteg laufen.   Warten.   16.45h   kommt   das   Böötli!   Es   ist   ein   schmales   Holzboot   oder   besser   gesagt   eine   Nussschale.   Bereits   wurde   Wasser herausgeschöpft. Der   Einstieg   von   allen   mit   Gepäck   ging   ja   noch. Als   das   Boot   vom   Ufer   weggestossen   wurde,   da   begann   die   Misere!   Es   schaukelte derart,   dass   wir   dachten   wir   und   die   Ladung   landen   direkt   im   Fluss.   Der   Wasserspiegel   war   von   der   Bootskante   knapp   3-4cm entfernt.   Langsam   konnte   das   Boot   zu   einem   anderen   grösseren   Boot   mit   frischer   Farbe   gezogen   werden. Alle   mussten   sich   in   die Mitte des schaukelnden Bootes auf den Boden setzen. Die einen hatten glücklicherweise einen grossen Plastik. Das    Boot    konnte    ablegen.   Allerdings    hatten    wir    von    dem    frisch    bestrichenen    Boot    noch    Farbe    abgekriegt.    Wir    tuckerten gemächlich und leicht schaukelnd los. Achtung, nicht bewegen, hiess das Motto. Wer sich bewegt verliert – im wahrsten Sinne. Nicht   unweit   fuhr   der   Bootsführer   an   den   lehmigen   Uferrand.   Miguel,   José   und   Jorge   mussten   am   lehmigen,   rutschigen   Ufer aussteigen. Die drei durften 1 ½ Stunden den Weg laufen. Getränke hatten sie keine dabei. Unsereins   tuckerte   mit   dem   Böötli   weiter.   Immer   noch   ist   kein   Bewegen   angesagt.   Wir   sitzen   direkt   auf   dem   Holz   oder   einer Holzkannte in einer unbequemen Sitzhaltung. So harrten wir 1 ¼ Stunden aus. Zwischendurch    mussten    an    zwei    Stellen    w iederum    vorsichtig    Wasser    abgeschöpft    werden.    Ebenfalls    wurde    unterwegs    kurz schwankend angehalten, um Benzin beim Bootsmotor nachzufüllen. Die   einen   sahen   es   als   lustiges   Abenteuer   an,   die   anderen   hatten   Angst,   vor   allem   Franziska.   Obwohl   Franziska   eine   sehr   gute Schwimmerin   ist.   Wer   hat   denn   schon   Lust   samt   Kleider   in   einen   reissenden   braunen   Fluss   zu   fallen.   Und   es   konnten   nicht schwimmen oder waren keine gute Schwimmer. Roland und Franziska waren nach der Bootsfahrt voll Schlamm und das ganze Hinterteil war durchnässt. Also auf irgendeine Art und Weise hat man hier in Bolivien immer die Hosen voll, sei es mit Wasser/Schlamm oder Durchfall… Gott sei Dank durften wir dann doch noch einigermassen gut ankommen.
reisetagebuch bolivien